An der Predigt arbeiten
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Pfarrer Stephan Köhler
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stephan.koehler@ekmd.de
Die Wege der Predigtarbeit sind vielfältig.
Als Lektorin oder Lektor bearbeite ich einen der "Predigtvorschläge", greife zur "Lesepredigt" der VELKD (erst ab Donnerstag jeder Woche online verfügbar) oder besorge mir rechtzeitig aus dem Büro der Superintendentur oder aus dem Gemeindedienst einige gedruckte Predigtentwürfe für Lektoren.
Die Erarbeitung einer eigenen Predigt ist ein mehrdimensionaler Prozess der wechselseitigen Durchdringung von eigenen Positionen und Erfahrungen, von Bibeltext und Predigtsituation. Das Konzept des Homiletischen Dreiecks kann sowohl in der Erarbeitungsphase als auch in der Überprüfung des Entwurfs helfen, die Balance und Wechselwirkung der verschiedenen Perspektiven einzuschätzen.
Die Predigtarbeit könnte auch beginnen mit einer dialogischen Predigtvorbereitung. Wir sind mindestens zwei und brauchen eine gemeinsame Zeit von ca. 90 Minuten. Dann arbeiten beide für sich weiter.
Der Weg entsteht, indem wir ihn gehen. Manchmal hilft es, einfach loszuschreiben. Bei der Durchsicht der verschiedenen sprachlichen Mittel komme ich auf eine Gestaltungsidee für die Predigt.
Ich kann diverse Inspirationsquellen auftun: Wie haben z.B. Maler in ihren Bildern die biblische Geschichte interpretiert oder das Thema entfaltet? Ich suche (in der voreingestellten) Suchmaschine oder in einer Bildergalerie mittels eines Stichworts oder eines Namens nach einschlägigen Bildern.
Gibt es preiswerte Medien, die ich für die Verkündigung verwenden kann? - Die muss ich rechtzeitig bestellen! Begleitet uns ein Bild durch den ganzen Gottesdienst, das ich den Teilnehmer*innen anschließend mitgeben kann?
Eventuell regen mich Materialien aus dem Zentrum für Gottesdienst- und Predigtkultur an zu einem Gedankenspaziergang, der mich zu neuen Sichten verführt.
Menschen hören am liebsten Geschichten von Menschen (Heinz Kattner) - auch in der Predigt. Darum schaue ich mich auch im Zeitgeschehen um: Was bewegt Menschen, worunter leiden sie? Wie gestalten sie ihr Leben, was hoffen sie? Wie mischt sich die Stimme des Evangeliums ins Leben ein?
Fremde Predigten lese ich, um auf eigene Gedanken zu kommen. Manchmal finde ich in guten Predigten auch eine homiletische Idee oder eine Formulierung, an die ich mich anlehnen kann.
Wenn ich an der Sprachgestalt meiner Predigt arbeite, kann es nützlich sein, den Blick in ein altes Lexikon, ein etymologisches Wörterbuch, das die Wortgeschichte dokumentiert, oder den Duden zu werfen. Selten ist der erste Entwurf auch schon der fertige Text. Ich werde ihn - so selbstkritisch wie möglich - stilistisch bearbeiten.
Wenn ich alles schriftlich habe, was ich für den Gottesdienst brauche, ist meine Vorbereitung noch nicht zu Ende. Präsenz und zugewandtes Sprechen kann ich einüben und mir dafür auch Tipps geben lassen.
Und schließlich kann ich mich mit dem, was ich erarbeitet habe, noch einmal Gott anvertrauen.
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